Mit Barcodes den richtigen Auftrag aufspüren

Bei der SPANGLER GmbH werden Teile auf Zuruf durch die Halle in die Fertigung nachgesteuert. Ein geplanter Neubau teilt die Produktion räumlich – weshalb für die vergrößerte Fertigungsfläche eine Identifikationstechnologie eingesetzt werden soll: Bauteile werden digital erfasst und direkt an die richtige Station geschickt. Das erhöht die Zufriedenheit und verkürzt Durchlaufzeiten.

Herausforderung: Wo ist der passende Auftrag zum Bauteil?

Als Hersteller von Automatisierungslösungen verbaut SPANGLER Komponenten von verschiedenen Herstellern. Diese werden je nach Auftrag im Lager vorkommissioniert und in die Fertigung eingesteuert. Es kommt vor, dass noch nicht alle Bauteile für einen Auftrag vollständig vorhanden sind, die Mitarbeiter aber schon mit der Fertigung starten müssen. Die Logistikmitarbeiter bringen die fehlenden Bauteile später an die richtige Station in der Halle. Wird dort der Mitarbeiter nicht angetroffen, muss dieser zu einem späteren Zeitpunkt separat informiert werden. Bisher klappt das noch, doch das Unternehmen vergrößert die Fertigung mit dem Bau einer zweiten Halle. Die Mitarbeiter verbringen dann noch mehr Zeit mit der Auftragssuche, statt für wertschöpfende Tätigkeiten und die Durchlaufzeiten steigen.

Möglichkeiten der Digitalisierung: Automatische Identifikation für Bauteile und Produkt

Ziel der Entwicklung ist es, jederzeit einen Überblick über die Standorte der Projekte in der Fertigung zu haben, damit die Teile schneller und gezielt nachgeliefert werden. In einer Potenzialanalyse mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Augsburg war schnell klar, dass die Bauteile und Aufträge mit einer digitalen Technologie durch die Fertigung verfolgt werden sollen: Mithilfe der automatischen Identifikation (Auto-ID) können Bauteile im Wareneingang registriert und an den Ort verwiesen werden, wo sich der Auftrag gerade befindet.

So funktionierts:

Zur Identifikation können zum Beispiel wie in einem Supermarkt Barcodes verwendet werden. Im ERP-System werden die Bauteile schon im Einkauf den jeweiligen Aufträgen zugeordnet. Die Fertigungsmitarbeiter erfassen Aufträge an jeder Station mit einem Handscanner. Das Ergebnis: Kommt ein nachgeliefertes Teil an, sieht der Logistiker an seinem Bildschirm die Station des Projekts. Der Bearbeiter des Projekts bekommt automatisch eine Rückmeldung über die gelieferten Teile und kann so nahtlos weiterarbeiten. Die Technologie vermeidet lange Suchzeiten und Stillstände in der Fertigung, die Durchlaufzeit wird verringert.

Ausblick: Welche Technologie ist die Richtige?

Spangler wartet zunächst ab, ob sich noch Änderungen in den Bau- und Bezugsplänen ergeben. Wenn fix ist, wie die Fertigung aufgeteilt wird, startet das Unternehmen mit der Einführung von Auto-ID. Geklärt werden muss noch, welche Auto-ID-Technologie eingesetzt wird. Barcode, RFID oder doch ein Real Time Location System (RTLS)? Die Technologien variieren in ihren Kosten, ihren Voraussetzungen und in ihrem Informationsgehalt. Hier spielt auch die Frage wie es weitergehen soll eine Rolle: Welche Daten werden benötigt, wenn die Digitalisierung der Fertigung weiter ausgebaut wird? Zum Beispiel kann die automatische Identifikation dazu beitragen, Prozesse zu visualisieren und mit den Informationen über Bearbeitungsdauer, Rückstau an bestimmten Stationen oder den Materialfluss die Produktionssteuerung verbessern.

Blick in eine Schaltanlage bei Spangler: Hier werden viele unterschiedliche Komponenten von verschiedenen Herstellern zusammengebaut. ©Spangler GmbH

Update: Eine App visualisiert Auftragsdaten in Echtzeit

Nach dem Konzept für die technische Umsetzung ging es an die Visualisierung der Informationen. Die Idee: Jeder Mitarbeiter verfügt über ein Tablet, auf dem eine App zur Auftrags- und Bauteilverfolgung läuft. Im Umsetzungsprojekt mit dem Kompetenzzentrum sammelte das Projektteam spezielle Anforderungen für eine maßgeschneiderte App. Diese soll eine Übersicht über aktuelle Aufträge, ihren Aufenthaltsort, Status, beteiligte Mitarbeiter und den geplanten Liefertermin geben. Mitarbeiter können sich selbst einem Auftrag zuordnen und Notizen hinterlassen. Auch die nachgelieferten Bauteile können einem Auftrag zugeordnet und nach der Anlieferung am Arbeitsplatz eingecheckt werden. Mit angehängt ist jeweils der elektronische Schaltplan zur Kontrolle und zum Abruf von Details. Die App visualisiert außerdem alle wichtigen Kennzahlen für das Shopfloormanagement und gibt einen Überblick über die Produktion.

Nach den Workshops fassten die Mitarbeiter aus dem Kompetenzzentrum die Ergebnisse in einem Mockup zusammen. Ein Mockup ist ein digitaler Entwurf einer App oder Website, der die Navigationsstruktur, Bedienflächen sowie Inhalts- und Designelemente visualisiert. Im Vergleich zu einem Konzept sind hier schon Funktionalitäten und Klickpfade eingeplant. Mithilfe des Mockups kann SPANGLER Automation nun die Umsetzung beginnen.

Die Auftragsansicht gibt Auskunft über den Status, Standort, Liefertermin und die beteiligten Mitarbeiter. Unten sind relevante Dokumente, wie der Schaltplan oder das Prüfprotokoll, einsehbar. Fraunhofer IGCV
Die Hallenübersicht zeigt den Aufenthaltsort im Hallenplan. Über das Antippen eines Auftrags gelangt der Nutzer in die Detailansicht „Projektdetails“. Fraunhofer IGCV
 Mehrwert der Digitalisierung:

  • Die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Bauteilen und Aufträgen ermöglicht eine schnellere Zuordnung und Nachlieferung. Die Durchlaufzeit verkürzt sich und es kann mehr produziert werden.
  • Die Mitarbeiterzufriedenheit steigt, wenn aufwändiges Suchen wegfällt.
  • Die gewonnenen Daten können in Zukunft auch für die Verbesserung der Produktionssteuerung verwendet werden.

Unternehmensprofil:

Die SPANGLER GmbH mit Sitz in Töging im Altmühltal beschäftigt derzeit 140 Mitarbeiter und ist seit über 35 Jahren ein Partner des nationalen und internationalen Maschinen- und Anlagenbaus. Das mittelständische Familienunternehmen plant und projektiert Anlagenautomatisierungen, programmiert die Steuerungstechnik und fertigt Schalt- und Steuerungsanlagen für die unterschiedlichsten Branchen: Umwelttechnik, Erneuerbare Energien, Agrarwirtschaft, Bau-, Lebensmittel-, Automobil- und Rohstoffindustrie.

Potenzialanalyse – auch was für Sie?

Bei einer Potenzialanalyse besuchen Fachleute aus dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ihr Unternehmen und entwickeln gemeinsam mit Ihnen individuelle Lösungsvorschläge für den ersten Schritt in die Digitalisierung. Inspirieren Sie mit Ihrer Geschichte andere Unternehmen, die ähnliche Herausforderungen meistern wollen.

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Das Projektteam bei der Arbeit: Gemeinsam werden Bedarfe ermittelt und digitale Lösungsideen gesammelt. ©Fraunhofer IGCV
©Spangler GmbH